Chichicastenango

Wir hatten uns zwei Wochen Urlaub genommen und waren während dieser Zeit in Guatemala reisen. Von unserer Home-Base in Guatemala aus, der Stadt Antigua, fuhren wir einige Stunden mit dem Bus nach Westen zum Àtitlan-See. Der Àtitlansee ist ein wunderschön gelegener und von Vulkanen umgebener See. Außer toller Spaziergänge am See gibt es in den Dörfern um den See jedoch nicht allzu viel zu unternehmen. Nach einigen Tagen am Àtitlan-See begaben wir uns also auf das nächste kleine Abenteuer und beschlossen, einen Tagesausflug in die Stadt Chichicastenango zu unternehmen.

Die Stadt Chichicastenango hat ca. 30 000 Einwohner:innen und liegt im zentralen Hochland Guatemalas. Die Stadt ist vor allem für seinen einzigartigen Textilienmarkt Sonntagmorgens bekannt, weshalb wir auch dort hinfahren wollten. Chichicastenango befindet sich zwar nur etwa 70 km vom Àtitlan-See entfernt — da die Landschaft sehr hügelig ist und das Straßennetz dort aus kleinen, kurvigen Sträßchen besteht, braucht man trotzdem etwas Zeit, dort hinzufahren. Christoph und ich hatten wie immer Lust auf ein kleines Abenteuer und beschlossen, auf eigene Faust mit den öffentlichen Bussen („Chicken Busses“) nach Chichicastenango zu fahren. Vorher ließen wir uns von Einheimischen genau erklären, wie wir wohin fahren und umsteigen müssten, denn natürlich fuhr keiner der Busse direkt nach Chichicastenango.

Auf verschiedenen Reiseblogs im Internet warnen Touristen davor, die berühmt-berüchtigten öffentlichen Busse „Chicken Busses“ zu nehmen und während der gesamten mehrstündigen Reise in mehreren Bussen, waren wir bis auf eine weitere weiße Person, die einzigen Ausländer im Bus. Die Fahrt in den öffentlichen Bussen war zwar nicht gerade bequem, da der Fahrer immer mehr und mehr Leute mitnahm und man ziemlich gegeneinander gepresst wurde. Trotzdem machten wir nur positive Erfahrungen mit den Einheimischen im Bus, die zwar etwas verwundert, aber immer freundlich und hilfsbereit uns gegenüber waren. Die Fahrten und das Umsteigen lief problemlos, trotzdem würde ich diesen Trip nur empfehlen, wenn man fließend Spanisch spricht. Der öffentliche Nahverkehr in Guatemala ist einfach nicht für Touristen ausgelegt und so gut wie niemand spricht Englisch.

Einige Stunden später kamen wir wohlbehalten in Chichicastenango an und liefen direkt zum großen Textilienmarkt: der Grund, warum wir diese Fahrt auf uns genommen hatten. Der Markt findet 1-2 Mal pro Woche statt und das besondere ist, dass Maya-Frauen aus allen umliegenden Dörfern in die Stadt kommen um dort ihre selbst hergestellten Textilien zu verkaufen. So hochqualitative und liebevoll gewebte und bestickte Textilien und Kleidungsstücke aus Handarbeit hatten wir vorher wohl noch nie gesehen. Jedes Dorf hat zudem seine ganz eigenen Designs, Farben und Formensprache. Wer sich auskennt, kann also anhand der Muster und Farben eines Kleidungsstückes oder Tuchs ganz genau sagen, woher das Tuch oder das Oberteil stammt. Auf dem Markt gab es so viel zu entdecken. Wo man auch hinschaute, sah man knallbunte Farben, unterschiedliche Muster, Stoffe und konnte die Frauen beim Besticken der Blusen beobachten. Zu unserer Überraschung waren außer uns so gut wie keine anderen Touristen unterwegs, sondern nur Guatemalteken, die Textilien, Kleidungsstücke, Obst und Gemüse kauften. Wir verbrachten einige Stunden auf dem Markt. Schauten uns um, aßen zu Mittag, kauften frisches Obst und natürlich auch ein handbesticktes Tuch, das wir unbedingt mit nach Deutschland nehmen wollten. Auch wenn der Markt in Chichicastenango nicht ganz einfach zu erreichen ist, zählt für uns der Tag dort zu den tollsten Erlebnissen, die wir auf unserer ganzen Reise hatten.

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