Mercadito „10 de Mayo“ ​

Das Dorf „San Pablo Etla“ im Bundesstaat Oaxaca liegt wunderschön zwischen den grün bewachsenen Bergen Oaxacas. Im Dorf ist es sehr ruhig, es fahren fast keine Autos und beim Spazieren gehen trifft man viele Dorfbewohner, die mit ihren Eseln gerade vom Feld kommen.

Insgesamt war unser Leben auf dem mexikanischen Dorf natürlich ganz anders, als in der Stadt. Ein großer Vorteil, in San Pablo Etla zu wohnen, war die Ruhe und die wunderschöne Aussicht auf die Berge. Ein Nachteil dieser Idylle war jedoch, dass es im Dorf nur wenige Orte gab, an denen man (frische) Lebensmittel einkaufen konnte.

Nachdem wir tagelang zum Beispiel nach einer Bäckerei gesucht und keine gefunden hatten, erklärte mir eine liebe Mexikanerin aus dem Dorf, dass jeden Morgen das Bäckerauto komme und laut hupe. Gleich am nächsten Morgen hörten wir ganz besonders gut hin und tatsächlich: es hupte auf der Straße. Wir liefen schnell aus dem Haus auf die Straße, wo ein großer Truck stand, der auf seiner Ladefläche Körbe voller frisch gebackenem Brot stehen hatte. Ein älterer Mann mit Schnurrbart und Hut, der Bäcker und Fahrer des Trucks, verkaufte uns einige Brötchen, deckte anschließend die Körbe wieder mit Tüchern zu, stieg in sein Auto und fuhr weiter. Nach einigen Tagen und danke der Hilfe der Dorfbewohner:innen wussten wir also, wo wir frisches Brot kaufen konnten. Ein paar hundert Meter von unserem Haus entfernt, entdeckten wir schließlich auch einen kleinen Gemüsestand einer sympathischen jungen Familie, wo wir nun regelmäßig Gemüse zum Kochen einkaufen konnten.

Das einzige, was uns jetzt noch fehlte, war ein Restaurant. Wieder einmal fragten wir herum bei den Dorfbewohner:innen, die man ab und zu auf der Straße traf. Dabei wurde uns der Markt des Dorfes empfohlen, der sich ca. 30 Minuten zu Fuß von unserem Haus befand. Da der Markt nur morgens und mittags geöffnet hatte, gingen wir eines Mittags los und hofften, auf dem Markt Mittag essen zu können.

Angekommen am Markt stellte sich heraus, dass auf dem Markt kein Obst oder Gemüse verkauft wurde, sondern dass der Markt wirklich nur aus verschiedenen Essens- und Getränkeständen bestand. Die Stände waren von einem dünnen Blechdach überdacht, befanden sich aber grundsätzlich draußen. So saß man im Schatten, aber war trotzdem an der frischen Luft. Wir setzten uns an einen der freien Tische und wurden von allen Mexikaner:innen im Markt neugierig angestarrt. Während unseres wochenlangen Aufenthaltes in San Pablo Etla trafen wir kein einziges Mal andere Ausländer:innen. Hier in das Dorf verirrten sich also sonst scheinbar keine Touristen! Wir bestellten zuerst beim Getränkestand einen frisch gepressten Fruchtsaft und dann beim Mittagessenstand Quesadilla und Enchiladas. Die dort arbeitenden Frauen waren super nett und das frisch gekochte Essen schmeckte jedes Mal wunderbar!

Während wir unseren Saft tranken, konnten wir die mexikanischen Omas dabei beobachten, wie sie aus gemahlenem Mais frisch für unser Mittagessen Tortillas formten und diese dann auf dem Holzofen garten. Nachdem wir dies wochenlang von der Ferne beobachtet hatten, fragte ich einige Tage vor unserer Abreise aus dem Dorf die Frauen am Markt, ob sie mir einmal beibringen würden, wie ich auch zu Hause in Hamburg diese leckeren Maistortillas backen kann. Daraus folgte dann mein absoluter Lieblingsmoment unserer Zeit in San Pablo Etla: Die liebe Oma „Lupita“, Besitzerin des kleinen Essenstandes, gab mir höchstpersönlich einen kleinen Workshop und erklärte mir Schritt für Schritt wie ich die besten Tortillas und Quesadillas machen könne. Ein wirklich besonderes Erlebnis und der perfekte Abschluss unserer Zeit in Oaxaca.

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