Doña Vale
Sonntag, 29. Oktober
Schon Monate vor unserer Reise recherchierten wir zu Lateinamerika, den Städten, die wir besuchen wollten und dem lokalen Essen in den verschiedenen Ländern. Zur Einstimmung auf Lateinamerika schauten wir uns auf Netflix die Serie „Street Food Latin America” an. In einer der Folgen ging es um das typische Essen in der Stadt Oaxaca in Mexiko und um das Leben und den Alltag von „Doña Vale“ — eine der vielen Verkäuferinnen auf dem lokalen Markt in Oaxaca.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits geplant, einige Zeit in Oaxaca zu verbringen und wollten dabei auch unbedingt den riesigen Markt der Stadt besuchen. In der Netflix-Serie wurde von Doña Vale berichtet, einer mittlerweile älteren Dame, die vor vielen Jahren als junge, alleinerziehende Mutter anfing, einen Stand auf dem Markt in Oaxaca zu mieten um dort „Memelas“ zu verkaufen. „Memelas“ sind etwas dickere, oval geformte Maistortillas, die aus violettem oder gelbem Mais hergestellt werden. Die Memelas von Doña Vale werden mit einer selbst gekochten, rauchig, scharfen Chilisoße bestrichen und mit mexikanischem Weißkäse bestreut. Über die Jahre verbesserte Doña Vale ihre Rezeptur für die Soße immer mehr und irgendwann hatte sich auf dem Markt und in der Stadt herumgesprochen, dass es bei Doña Vale die allerbeste Chilisoße der Region gebe. Doña Vales kleiner Essensstand wurde dadurch immer beliebter und sie selbst war auf dem „Central de Abastos“-Markt in Oaxaca bekannt. Nachdem die Netflixserie „Street Food Latin America“ mit dem Bericht über Doña Vale ausgestrahlt wurde, war Doña Vale plötzlich nicht nur in Oaxaca, sondern international bekannt. Fast täglich finden nun Touristen aus den USA und Europa ihren Weg zu Doña Vales Stand auf dem riesigen „Central de Abastos“-Markt in Oaxaca.
Auch wir wollten natürlich einmal bei Doña Vale essen, um herauszufinden, ob ihre selbstgemachte Soße wirklich so viel besser schmeckte, als andere mexikanische Salsas. Eines Tages machten wir uns also auf den Weg zum „Central de Abastos“ Markt in Oaxaca, der so riesig war, dass wir uns selbst nach vielen weiteren Besuchen dort jedes Mal verirrten. Der Markt besteht aus hunderten kleinen nebeninanderstehenden Ständen, sehr engen Gängen und tausend möglichen Abzweigungen. Weil alle Stände und Gänge durch ein Metallblech überdacht sind, ist es in den Gängen meist auch ziemlich dunkel. Der Markt ist ein riesiges Labyrinth und wir fanden den Stand von Doña Vale nur, weil wir Google Maps benutzten. Angekommen am Stand erkannten wir sofort Doña Vale, die sehr damit beschäftigt war, Memelas zu wenden. Die Schlange am Stand war sehr lang, da gerade zum Tag der Toten auch viele internationale Touristen in Oaxaca sind, die scheinbar auch alle dieselbe Netflixfolge, wie wir angeschaut hatten. Als wir nach einer Weile Warten dann endlich in unsere frischen Memelas bissen, wurden mir zwei Dinge klar: 1. Das Warten hatte sich gelohnt, weil die Memelas mit Salsa wirklich super schmeckten! Und 2. Die Salsa war nochmal viiiiel schärfer, als ich es mir vorgestellt hatte!
Insgesamt waren wir sowohl vom Essen, als auch von Doña Vale begeistert. Trotz des plötzlichen Ruhmes durch Netflix waren die Preise nicht übertrieben und Doña Vale kochte selbst ruhig und konzentriert vor sich hin, formte jedes einzelne Memela selbst von Hand und ließ sich auch nicht von der langen Schlange wartender Leute beirren.