La Piazza
Samstag, 1. Juli
Auf dieser Skizze seht ihr einen zentralen Ort im Dorf Grottole. Das rote Backsteinhaus ist das ehemalige Rathaus des Dorfes. Außerdem befindet sich hier im Gebäude unter anderem die Dorfapotheke. Der Platz vor diesem markanten Backsteinbau ist ein Treffpunkt für viele Dorfbewohner:innen.
Direkt um die Ecke, ein Stück weiter die Straße hoch, liegt die Barzoletta, unsere Lieblingsbar im Dorf. (Der Begriff „Bar“ bezeichnet in Italien und Spanien übrigens auch Cafés. Wenn ich schreibe, dass Christoph und ich häufig auch mal in der Mittagspause in der Barzoletta waren, heißt das nur, dass wir hier häufig mittags einen Espresso bestellten!) Auf dem Weg in die Barzoletta zu unserem nachmittäglichem Kaffee, überquerten wir immer diesen Dorfplatz. Dabei beobachteten wir jedes Mal ein Phänomen, das uns immer wieder zum Lachen brachte. Neben dem Rathausgebäude, auf drei kleinen Holzbänken sitzend, trafen sich jeden Tag die älteren Herren Grottoles. Wie die Hühner auf der Stange aneinander gedrängt saßen sie da und tauschten sich – wie ich vermute – über den neusten Klatsch und Tratsch im Dorf aus. Wozu unsere Ankunft in Grottole vermutlich auch zählte!
Besonders lustig fanden wir, dass es bei den älteren Herren-Treffs scheinbar einen Dresscode gab! Ob bewusst oder zufällig – die Mehrheit der Männer trug jedes Mal ein hellblaues Hemd und eine lange, dunkelblaue Hose. Egal um welche Uhrzeit wir den Platz überquerten, die italienischen Herren waren auch hier! Da man sich vor allem im Dorfkern von Grottole untereinander kennt, fielen Christoph und ich natürlich sofort als „die Neuen“ auf. Jedes Mal, sobald wir in Sichtweite des Dorfplatzes waren, lagen die prüfenden und kritischen Blicke der älteren Herren auf uns. Allerdings nur für einige Sekunden, bis wir ihnen laut „Buon Giorno“ zuriefen, woraufhin die Gruppe uns plötzlich freundlichst zulächelte und den Gruß erwiderte. Anfangs waren wir von den strengen Blicken der Männer etwas eingeschüchtert, aber nach einer Weile in Grottole wussten wir dann, dass man einfach nur nett auf Italienisch grüßen muss.
Mit einem der Männer freundeten wir uns sogar ganz besonders an: Pinuccio – Silvios Vater. Silvio und seine Frau Michela sind die Projektleiter von „Wonder Grottole“, die selbst in Grottole aufgewachsen sind und vor Ort im Dorf unsere Ansprechpartner für alles waren. Als Silvio bei seiner Familie zu Hause erzählte, dass neue Touristen aus Deutschland (= Christoph und ich) für einige Wochen in Grottole sein würden, war Silvios Vater gleich interessiert. Eines Nachmittags besuchte er Christoph und mich zu Hause und begann auf einmal, für uns ganz unerwartet, Deutsch mit uns zu sprechen! Bei einem kurzen Gespräch auf Deutsch stellte sich dann heraus, dass Pinuccio selbst als 17-jähriger für einige Monate in Hamburg gewohnt hatte. Was für ein lustiger Zufall! Wir waren sehr beeindruckt von Pinuccios Deutschkenntnissen, vor allem weil sein Aufenthalt in Hamburg ja dann doch einige Jahrzehnte zurücklag. Von diesem Moment an, grüßten Christoph und ich die älteren Herren am Dorfplatz einmal auf Italienisch und immer wenn Silvios Vater auch dabei war, zusätzlich auf Deutsch.